Sonntag, 28. Juni 2015

"Laden leicht gemacht" - Mercedes-Benz versus Aldi Süd!

Die ersten drei Worte sind die Überschrift eines Artikels des Innovationsmagazins next von Mercedes-Benz, das mir gerade vorgestern zugeschickt wurde. Der Teaser des Artikels lautet: "Volle Speicher ganz von selbst: Mercedes-Benz hat für die Elektrofahrzeuge das induktive Laden fast bis zur Serienreife entwickelt. Das Ladekabel wird damit Geschichte."

Natürlich finde ich das gut, dass zukunftsorientierte Forschung und Entwicklung betrieben wird und ich freue mich auch über Fortschritte auf diesem Gebiet. Allerdings klingt dies schon sehr futuristisch, wenn man zumindest in Deutschland die aktuelle Zahl an Elektroautos von unter 20.000 bei einem Gesamtbestand von über 40.000.000 PKWs betrachtet. Ob da die Perspektive mit bis zu 3,3 kW (für den Laien: das ist kein Schnellladen) sehr bequem sein Elektroauto aufzuladen eine hohe Motivationswirkung hat, ist eine berechtigte Frage? Zumindest sollte parallel mit anderen Mitteln und kurzfristig wirkenden Maßnahmen versucht werden, die notwendige Verkehrswende einzuleiten. Diese ist vor dem Hintergrund der hohen CO2-Belastung durch den Verkehr notwendig (in Baden-Württemberg stammt ca. 30% des gesamten CO2-Ausstoßes vom Autoverkehr).

In diesem Zusammenhang bin ich begeistert von "Laden leicht gemacht" wie es ALDI Süd versteht (https://www.aldi-sued.de/sonnetanken).


Am Freitag habe ich die Aldi-Schnell-Ladestation entdeckt und gesehen, dass es auch möglich ist, über unseren Chademo-Anschluss schnell zu laden. Ansonsten wird diese Lademöglichkeit in Deutschland  meist nicht unterstützt (not invented here?).

Am Samstagvormittag war mein erster Weg zu Aldi, um zu sehen, ob und wie das funktioniert.


Ich hatte ja schon Bedenken, dass es nicht funktioniert oder so kompliziert ist, dass ich es nicht kapiere. Diese Befürchtung ist nicht unbegründet. An den ENBW-Ladesäulen in Stuttgart hatte ich mit meiner Prepaid-Card bisher kein Glück. Freischalten, Einstecken, alles hatte funktioniert, nach drei Stunden funktionierte auch wieder das Abkoppeln, allerdings geladen wurde kein Watt. 

Ganz anders bei Aldi: einfache Benutzerführung, eine echte User Experience, wie man das auch nennen kann. Bevor ich mit meinem Einkauf beginnen konnte, wurde ich von zwei Passanten angesprochen, die diese Möglichkeit bei Aldi großartig fanden. So waren schon fast sechs Minuten vergangen, bis ich das Foto der Ladeanzeige machen konnte. Es waren schon fast 40% aufgeladen.

Leider war ich nicht schnell genug, den Abschluss des Ladevorgangs mitzuerleben. Als ich wieder raus kam, war die Batterie zu 80 % aufgeladen (mehr geht beim Schnellladen nicht), die Reichweite für das elektrische Fahren wurde von 0 auf 41 km gesteigert.

So stelle ich mir eine Ladeinfrastruktur in Parkhäusern, Ämtern, Autobahnraststätten und ähnlichen Gastronomiebetieben vor. Dabei ist es für den Elektromobilisten sicherlich nicht entscheidend, ob dies kostenfrei ist. Intelligente Anreizsysteme sind da wichtiger. Als Solarstromerzeuger bin ich natürlich besonders begeistert, dass Aldi die Tankstellen mit dem selbst erzeugten Solarstrom betreibt (wie das dann im Winter funktioniert, wird man sehen).

Was mich jedoch nicht wenig ärgert, ist die Tatsache, dass über diese Innovation in unserer lokalen Presse bisher nichts berichtet wurde. Sicherlich würde in einer entsprechenden Pressemeldung auf die Einschränkungen hingewiesen, so z.B. dass nur gleichzeitig ein Fahrzeug geladen werden kann.

Beim Stichwort Sonnetanken muss ich noch berichten, dass ein, wenn auch bisher nicht nutzbares, Argument für den Outlander, die Möglichkeit des bidirektionalen Ladens war. Bisher nicht erhältlich, jedoch für dieses Jahr angekündigt ist die Möglichkeit mit einer intelligenten Kopplung von Fotovolatik-Anlage, Hausinstallation und Outlander, die Batterie des Outlander als Speicher zu benutzen und so tagsüber Sonnenstrom einzuspeichern und abends zu verbrauchen. Bei einem Rentner-Haushalt ist dann das Fahrzeug bis zur ersten Nutzung am späten Vormittag wieder aufgeladen. Für uns könnte dies relevant werden, wenn in wenigen Jahren die Förderung unser ersten Fotovoltaik-Anlage ausläuft.